Wenig später fanden fanden fünf Gebirgsaspiranten der Weißenburger Alpenvereinsjugend inmitten diverser beruflich-universitärer Verpflichtungen Ende September ein einwöchiges Fenster zur bergsportlichen Betätigung. Nach der nächtlichen Anreise nach Tour (1470 m) bei Chamonix und einem Vormittagsschläfchen im Arrière der beiden Fahrzeuge stand zum Auftakt die klassische Einstiegshochtour im Mont-Blanc-Massiv an. Bei schwülem Spätsommerwetter führte der Aufstieg mit stetem Blick auf die anvisierte Aiguille du Tour über die schier endlose rechte Seitenmoräne des Glacier du Tour zum Refuge Albert 1er, wo eine Woche zuvor bereits das Ende der Sommersaison eingeläutet wurde, aufgrund des guten Wetters jedoch reger Wochenendbetrieb herrschte und man froh war, noch einige freie Plätze im Winterraum zu finden. Die gewählte Aufstiegsroute führte am frühen Samstagmorgen über die rechten Flanken des weitläufigen Gletscherplateaus hinauf zum Col Supérieur du Tour, um pünktlich zum Sonnenaufgang auf das östlich anschließende Gletscherbecken des Plateau du Trient überzugehen. Mit sich langsam lichtendem Dunst und zunehmender Höhe öffnete sich der Blick auf die Walliser Alpen, eingerahmt von Weisshorn und Grand Combin. Der felsige Gipfelaufbau der Aiguille du Tour (3542 m) ist von der Ostseite auf verschiedenen Wegen unwesentlich differierender Schwierigkeit zu bewältigen, gewählt wurde eine Variante mit einer längeren nordwestwärtigen Querung im Mittelteil um zuletzt über den Nordostgrat auf den höchsten Punkt zu gelangen, der einen fantastischen Ausblick auf den Mont Blanc und bis ins französische Flachland eröffnete. Mit stetig zunehmender Bewölkung wurde abgestiegen und mit den ersten Regentropfen der Parkplatz erreicht. Die verbleibenden Stunden des Tages wurden mit Einkaufen, einem Picknick am traumhaft gelegenen Lac de Passy und Kochend am Campingplatz verbracht.
Vermeidung der angekündigten Niederschläge und Erholung der unteren Körperhälfte bot an den folgenden Tagen das Haut Val Durance in der Umgebung von Briançon mit einer unendlichen Sportkletterauswahl. Der Auftakt wurde hierbei an Kalkwänden im Vallée de la Clarée gemacht, gefolgt vom traumhaft abgeschieden hoch über der Durance gelegenen, sonnenverwöhnten Quarzitbollern des Rocher Barons und einem abschließenden Besuch der Süd- bis Südwestwände unterhalb der Festungs “Fort du Randouillet” östlich oberhalb von Briançon.
Da für Donnerstag die beste Wettervorhersage der ganzen Woche winkte, ging es noch am Dienstagabend mit einem ausgiebigen Pizzastop in Turin durch das Aostatal ins Valsavarenche (Parkplatz 1977 m), um am Mittwoch zum Winterraum des Rifugio Vittorio Emanuele II (2753 m) auf dem Normalweg des Gran Paradiso aufzusteigen.
Bei sternenklarer Nacht führte die Route durch ein kleines Tälchen, stets dem Bach folgend, zum Fuß des Ghiacciaio del Gran Paradiso, der dank des jüngsten Neuschnees gut und sicher zu begehen war und anschließend über das untere flache Gletscherbecken und den felsigen linken Rand einer Steilstufe auf die südliche Schulter auf knapp 3800 m, wo erstmals die Madonna und der dahinter liegende Hauptgipfel ins Sichtfeld rückten. Auch der obere Steilaufschwung des Gletschers wies nur kurze apere Stellen auf, so dass es weiter zügig voran ging. Beim Übergang in die Gipfelfelsen wurden die Steigeisen deponiert, woraufhin zunächst querend und zuletzt abseits der zur Madonna führenden zahlreichen Sicherungsstangen durch eine kleine Verschneidung und den kurzen, flachen Gipfelgrat einsam und allein der Hauptgipfel (4061 m) erreicht wurde. Von diesem für die meisten ersten 4000er offenbarte sich um halb acht bei nahezu wolkenfreiem Himmel dank der vorgelagerten Position des Berges ein gewaltiges Panorama, das von den Seealpen über Dauphine, Vanoise, Mont Blanc und das Wallis bis zur Bernina reichte. Auch der mit allerlei Stahl erreichbare Madonnengipfel konnte natürlich nicht ausgelassen werden, um anschließend allseits beglückt auf identischem, mittlerweile jedoch illuminiertem Wege abzusteigen. Noch am Nachmittag tingelte man einige Stunden in Richtung Heimat, um des Abends am Südende des Lago d’Orta zahlreiche wohlverdiente Pizzen zu vertilgen. Freitag und Samstag brachten schließlich noch einige Kletterfreuden am Haldenstein im Churer Rheintal, bevor die Tour wie bereits 2018 am Ostufer des Walensees ihr Ende fand.