Für das alljährliche Highlight der Jugendtouren wurde sich im geographischen Kontrast zur Westalpentour des letzten Jahres auf einen Aktivitätenschwerpunkt im östlichen Südalpin entschieden. So traf sich am Abend des 28. Juli eine Gruppe von elf jugendlichen Freunden des Outdoorsports im slowenischen Bovec, gelegen im Soča Tal der Julischen Alpen, darunter einige bereits langjährige Reisegenossen aber auch mehrere in diesem Rahmen neue Teilnehmer.
Die meteorologischen Bedingungen waren zunächst nicht großartig aber dennoch relativ stabil, so dass wir uns zum Tourenauftakt für den landschaftlich reizvollen, technisch nicht allzu schwierigen, aufgrund längerer sicherungsfreier Abschnitte aber nicht zu unterschätzenden Klettersteig durch das große Felsenfenster in der Westschulter des Prisojnik entschieden. Der Steig zieht durch den westlichen Teil der steilen Nordwand des 2547 m hohen Berges. Zunächst aufgrund leichten Nieselns noch in Regenmontour unterwegs konnten wir uns dieser bald entledigen und die Kletterei, sowie die Aussicht auf die nordöstlich gelegenen Karawanken genießen. Höhepunkt der Tour ist die Durchsteigung des etwa 80 m hohen und 40 m breiten vorderen Felsentors. Nach diesem entschloss sich ein Teil der Gruppe bis auf den noch etwa eine Dreiviertelstunde entfernten Gipfel zu steigen, während der Rest über die Südwestflanke zurück zum Vršič-Pass abstieg. Erfreulicherweise wurden wir auf dem Gipfel mit kleinen Wolkenlücken belohnt, beim Abstieg über Edelweiß-reiche Hänge zeigten sich sogar die Sonne und der nahe Triglav.
International bekannt ist das Tal insbesondere auch für die spannenden Kajakstrecken, mit denen die Soča aufwarten kann. So paddelten wir am nächsten Tag von Bovec aus im eiskalten Wildwasser im Grad I-II durch das tiefe Tal vorbei am Boka-Wasserfall bis Srpenica, bevor wir auf den nachfolgenden Weltcupstrecken mit unseren 3 aufblasbaren Booten an unsere Grenzen gekommen wären. Da das Wetter gut und der Tag noch nicht zu alt war, wanderte der Großteil der Gruppe noch zu schönen Aussichtspunkten auf das Soča-Tal und den zuvor vom Fluss bestaunten Boka-Wasserfall, während drei warm gekleidete Gestalten für 2 Stunden im unteren Eingang des Mala Boka Höhlensystems verschwanden. Mit fast 12 km vermessener Ganglänge und einem Höhenunterschied von über 1300 m, der die Hochfläche des Kanin-Massivs mit den Tiefen des Soča-Tals verbindet, ist es eines der bedeutendsten Karstsysteme Sloweniens, das in der kurzen Zeit auch nur bruchteilhaft bis zu einem ersten Halbsiphon erkundet werden konnte.ufgrund sich wieder verschlechternder Wetteraussichten und des verbreiteten Wunschs nach Wärme und auch etwas Meer entschieden wir uns für die Weiterreise am nächsten Tag. Auf dem Weg in den verheißungsvollen Süden luden nach einem Brückensprung von gut 20 m in die Soča die Höhlen von Škocjan zu einem beeindruckenden Zwischenstop ein. Hier trifft der von Osten kommende Fluss Reka auf das SE-NW streichende Karstgebirge und verschwindet in mehreren großen Einsturzdolinen unter der Erde und erreicht erst etwa 35 km später in den Quellen des Timavo kurz vor der Adria wieder die Oberfläche. Unsere Reise führte uns weiter durch die abwechslungsreiche Karstlandschaft nach Kroatien zum im nordöstlichen Istrien gelegenen Klettergebiet Vela Draga, eine eindrucksvolle, erstaunlich unbekannte Kalkschlucht mit zahlreichen, teilweise aberwitzig dünnen Felsnadeln. An den Nadeln und Canyonwänden befinden sich zahlreiche gut abgesicherte Routen, die uns bis in den späten Nachmittag beschäftigten. Das Lager für die nächsten zwei Nächte wurde schließlich nahe Pula an der Südspitze Istriens aufgeschlagen.
Am folgenden 1. August wurde auf der gegen ein kleines Entgeld motorisiert erreichbaren Halbinsel Premantura aktiv Sonne getankt. Am Kap Kamenjak boten einige steil ins Meer abfallende Felswände und kleine Höhlen viele Möglichkeiten zum Deep Water Solo Klettern, Springen und Erkunden. Zurück am Campingplatz ging es auch dort noch ins Wasser. Stand Up Paddling wurde geübt und eine kleine Unterwasserdurchgangshöhle auf einer der Küste vorgelagerten Insel lud zu Tauchgängen ein.
Von nun an nur noch zu neunt reisten wir wieder zurück nach Slowenien, schließlich wollten wir in der nächsten Woche im kras, namensgebende Region für den Karst, noch etwas unter die Erde, ins Friaul und gegen Ende der Tour in die Dolomiten. Zunächst ging es aber nach Črni Cal zum Sportklettern. Nur wenige km südöstlich von Osp, dem bedeutendsten Klettergebiet des Landes finden sich hier am Südwestrand des Karstgebirges an einem langen Felsriegel auch zahlreiche Touren in moderater Schwierigkeit. Auf einem kleinen Felstürmchen befindet sich außerdem eine kleine Burgruine mit herrlichem Blick zur Adria und in den Golf von Triest. Das angekündigte Gewitter kam uns aus derselben Richtung entgegen, so dass wir uns beeilten einen Schlafplatz zu finden. Pünktlich zum Abendessen ergossen sich innerhalb einer halben Stunde gut 30 mm über dem Campingplatz.
Bei strahlendem Sonnenschein stand am Samstag eine Tour in die rund 6 km lange und 130 m tiefe Dimnice Jama an. Die Höhle ist über einen eindrucksvollen 40 m tiefen Eingangsschacht zugänglich und zweistöckig angelegt. Das gut begehbare, fossile, obere Stockwerk besteht aus einer langen Röhre mit mehreren großen Sälen voller Tropfsteine inklusive zweier gigantischer 22 m hoher Säulen, die zu den größten Europas gehören. An mehreren Stellen ist der Zugang in den unteren, aktiven Teil des Systems möglich, der von einem Fluss geformt und durchquert wird und in beiden Richtungen bis zu einem Siphon begehbar ist. Nach dem Wiederaufstieg ging es noch zu der bekannten Höhlenburg Predjama, ihrerseits Zugang zu einem 14 km lange Wasserhöhlensystem. Wir nächtigten auf dem traumhaft über mehrere Dolinen im Wald verteilten Campingplatz bei der Pivka Jama, Teil des weltbekannten Postojna Höhlensystems.
Fortan zu sechst zog es uns in die Karnischen Voralpen des Friaul. Nach einem obligatorischen Decathlon-Stop in Udine fuhren wir geführt vom ortskundigen Alex über den mächtigen Tagliamento zum Sportklettergarten Falesia di Anduins zum Austoben an ästhetischen Linien und schlugen anschließend in Gemona unser Lager auf. Das nächste Tagesziel war der Jof di Montasio (Montasch), gewaltige Felsbastion und höchster und dominierender Berg der italienischen Julischen Alpen. Vom Altipiano del Montasio ist er mit 1300 m Höhendifferenz recht gut erreichbar und bot nach spätem Aufbruch eine interessante Nachmittagstour. Der Weg führt zunächst gemächlich über die sich stetig versteilende Hochfläche auf der Südseite des Berges und anschließend durch schroffes, von vielen Steinböcken bevölkertes Felsenland zur östlich des Gipfels gelegenen Forca Verde. Mit stellenweise beeindruckendem Tiefblick in die Nordostwand ging es linkerhand von einem am Berg gefangen Wolkenmeer begleitet noch eine halbe Stunde über den Ostgrat zur Spitze und anschließend auf gleichem Weg wieder zurück.
Leider war der folgende Wetterbericht wieder etwas durchwachsen, folglich entschieden wir uns auf unserem Weg weiter in den Westen in den einsamen Friauler Dolomiten für einen regenfesten Klettergarten mit abwechslungsreichen Routen am östlichen Fuß der Cima dei Preti. Nach einer verregneten Nacht östlich der Civetta wollten wir ein kurzes Wetterfenster für ein paar Touren an den Cinque Torri nutzen, mussten aber leider feststellen, dass ausgerechnet nur im August die Zufahrtsstraße tagsüber gesperrt ist. Kurzerhand erstiegen wir als Alternative den 2571 m hohen Settsass westlich des Passo Falzarego über die Nordflanke und wurden mit schöner Aussicht reichend von der Sella über die Marmolada bis zum Sorapiss-Massiv belohnt.
Zum Abschluss wollten wir noch eine alpine Klettertour unternehmen. Unsere Wahl fiel auf die 2595 m hohe Gusela oberhalb des Passo Giau. In einer Zweier- und einer Dreierseilschaft erstiegen wir die knapp 400 m hohe Südwestwand in den Routen Dallago (V) und Pia (VI+). An einzelnen Stellen und manchen Standplätzen der Touren befanden sich ein paar geschlagene Haken, wobei die Hauptschwierigkeiten in Rissen der zweiten bis dritten Seillänge lagen. Die letzten drei Seillängen durch den breiten Gipfelaufbau teilen sich die beiden Touren. Im einfachen Klettergelände (III-IV) ist die Routenführung hier nicht mehr ganz so eindeutig, angesichts der homogenen Schwierigkeiten aber auch nicht entscheidend. Die schöne und endlose Kletterei wird uns auf alle Fälle noch oft zur Rückkehr in die Dolomiten anregen, dennoch ging der gemeinsame Urlaub hier zu Ende. Auf der Rückfahrt wurde die Hälfte noch für eine gemeinsame Wochenendhochtour mit Teilnehmern aus Tourengruppe und Jugend im Stubaital zurückgelassen, der Rest machte sich auf den nächtlichen Heimweg.