Die Sommerfahrt der Jugend hatte schon 2015 unter anderem die Verdonschlucht als Ziel. Dieses Jahr wollten wir diese wieder besuchen, allerdings nicht wie damals zum Bootfahren und Deepwatersoloing sondern primär zum Mehrseillängenklettern an den berühmten bis zu 700 Meter hohen Kalkwänden des Canyons. Zu fünft starteten wir in dem mit Ausrüstung bepackten Bogner-Bus nach La Palud sur Verdon wo unsere Vorhut bereits wartete, die sich schon in Finale Ligure auf Klettern und Sonne eingestimmt hatte. Am ersten Tag nutzten wir die perfekten Bedingungen allesamt für verschiedene Mehrseillängen, für zwei sogar die erste Erfahrung in dieser Disziplin . Am nächsten Tag ging es für die meisten zum Sportklettern in eines der Seitentäler der Schlucht, für zwei besonders Mehrseillängenhungrige direkt in die nächste Wand. Abends erkundeten wir zu Fuß zur Abwechslung einmal den das Flussbett der Verdon tief in der Schlucht und machten spontan die “Ohne Licht durch den Tunnel”-Teambildungsmaßnahme. Nachdem wir an unserem Restday weiter nach Orlu, ein kleines Dorf in den Französichen Pyrenäen nahe der spanischen Grenze gefahren waren, trafen wir dort schließlich noch drei Nachzügler, womit unsere Gruppe mit 10 Abenteuerlustigen komplett war. Mit Pfannkuchen gestärkt hieß die heutige Kletterdisziplin, wer hätte es in den Pyrenäen anders gedacht, Bouldern. In dem Gebiet oberhalb des kleinen Dorfes liegen Bruchstein- bis Haushohe Granitblöcke auf dem Waldboden verteilt wie Hinkelsteine, die mit Routen in allen Schwierigkeiten geradezu danach schreien erklommen zu werden.
Mit zwei Crashpads bewaffnet nahmen wir die Herausforderung an und testeten unser Boulderkönnen an echtem Fels.
Nachdem wir die Pyrenäen über einige Passstraßen mit bühnenreifer Szenerie überwunden hatten, erreichten wir unser nächstes Ziel, einen Campingplatz in der Nähe des weltbekannten Klettergebiets Rodellar, das wir am Folgetag besuchten. Neben seinen beeindruckenden Felstoren und Felsen direkt neben dem im August beinahe ausgetrockneten “Río Mascún” bietet dieses Klettergebiet nicht nur erstklassige Routen, sondern auch für alle eine verdiente Abkühlung nach der Anstrengung im (gefühlt) eiskalten Wasser. Da uns dies so gut gefallen hatte, beschlossen wir am Folgetag einen etwas ausführlicheren Ausflug ins kalte Nass zu machen. Nach einem “kurzen” Stop bei einem ortsansässigen Outdoorausstatter wagten wir uns in unseren frisch erstandenen Neoprenshorties zum Flusswandern in den Río Vero. Beim sogenannten Canyoning durchquert man je nach Schwierigkeit eine Schlucht zu Fuß bis per Abseilen in Wasserfällen. Unsere Canyon war vergleichsweise leicht bewertet, wir konnten die meiste Zeit laufen oder schwimmen, an mehreren Stellen musste jedoch auch gerutscht, gesprungen oder abgeklettert werden: Für uns ein riesiger Outdoorspielplatz. Nach einer außerplanmäßigen Suchaktion nach zwei verschollenen Gruppenmitgliedern bis spät abends aßen wir schließlich als Tagesabschluss im letzten offenen typisch spanischen Restaurant: “Frankfourt”. Den nächsten Tag nutzten wir, um unseren Standort 150 km gen Osten zu versetzen, nach Camarasa, ein Klettergebiet direkt am Segre. Dieses Klettergebiet war nahezu perfekt, gut und neu eingebohrte Routen in moderaten Schwierigkeitsgraden, direkt auf unserer Route und der Zustieg gerade so weit, dass man vom Fahrersitz unserer Busse hätte sichern können. Glücklicherweise trocknete der Fels nach einem mittäglichen Wolkenbruch innerhalb kürzester Zeit ab, sodass sich die meisten von uns uns auf den Fels stürzen konnten, andere dösten lieber unbeeindruckt auf den Crashpads. Abends am Campingplatz angekommen überraschte uns ein weiterer Wolkenbruch beim Lageraufbau mit einer unverhofften Dusche und wir mussten LEIDER doch im campingplatzeigenen Restaurant schlemmen. Der Regen kam uns am nächsten Tag allerdings sogar gelegen, da wir nun endlich die mitgebrachten Boote auf der “Noguera Pallaresa” bei einem ordentlichen Wasserstand ausprobieren konnten. Wir stiegen 7 km flussaufwärts ein, um dann bis direkt an den Campingplatz fahren zu können. Auf dem Weg mussten wir Stromschnellen durchqueren, die Boote einige Male ausleeren, ein Wehr überwinden und auch eines der Boote mit Panzertape notdürftig zu einem Floss umbauen. Diese Erfahrungen waren uns allerdings trotz Neoprenanzügen etwas zu frostig, weshalb wir den nächsten Tag kurzerhand dazu nutzen bei geschätzten 35 Grad im Schatten an den nahegelegenen Felsen Klettern zu gehen. Nachdem wir auf unserer Reise bereits an Kalk und Granit geklettert waren, bot sich hier die Möglichkeit Konglomerat kennen zu lernen, ein vollkommen anderes Klettererlebnis. In der Sonne hielten wir es allerdings nur bis zum frühen Nachmittag aus und ließen den restlichen Tag im Pool und auf dem Volleyballfeld ausklingen. Unsere Route führte uns am nächsten Tag weiter am Konglomeratgebirge Montserrat nordwestlich von Barcelona vorbei an die Mittelmeerküste. Dort verbrachte ein Teil einen Nachmittag klassischen Strandurlaub, andere nutzen die Gelegenheit zum Springen und Klettern an den Felsklippen der Bucht. Außerdem stellte sich heraus, dass zwei gewisse Gruppenmitglieder nicht nur ein außerordentliches Talent beim Bergsport hatten, sondern sie ihren perfekten Hüftschwung beim Zumbatanzen am Strand zur Schau stellen konnten. Die überaus gelungene Woche feierten wir mit einem typisch spanischen Tapasessen an der Promenade von l’Escala. Am nächsten Tag traten wir gemeinsam die Rückreise nach Frankreich an, wo wir noch einen kleinen Abstecher an die “Pont du Diable” machten. Dort trennten sich schließlich unsere Wege, da die Hälfte von uns in der nächsten Woche bereits in der Heimat sein mussten. Der Rest machte sich auch auf gen Norden in die Tarnschlucht. Dort verbrachten wir den ersten Teil der Woche beim entspannten Baden, Klettern und Bootfahren. Der sich mit Brücken, Seilrutschen und Leitern zwischen Kalktürmen auf ein Karstplateau schlängelnde Klettersteig machte unsere Anzahl an Kletterdisziplinen dort fast vollständig. Da in unseren Geldbeuteln nach 2 Wochen bereits etwas Ebbe war, mussten wir uns unser Essen in der Jonte selbst fangen. Zwei benachbarte Franzosen hatte uns das Flusskrebsjagen und Zubereiten zuvor gezeigt. Vor der Weiterfahrt sparten wir uns kurzerhand auch noch eine Nacht auf dem Campingplatz um beim Freiluftübernachten am Ausstieg des Klettersteigs den Sonnenaufgang über der Schlucht zu sehen. Das letzte Zwischenziel auf unserer Heimreise waren schließlich die bekannten Klettergebiete am Chassezac. Dort verbrachten wir die letzten Tage jeweils zuerst beim Klettern am Rand des Kiesbetts des Flusses und anschließend beim Abkühlen im Wasser. Die Versuche den Chassezac mittels Slackline zu überqueren scheiterten leider kläglich, es machte dennoch Spaß. Schließlich war es auch für uns Zeit tatsächlich die Heimreise anzutreten. Auf dem Weg badeten wir noch an der berühmten Felsbrücke Pont d’Arc und sorgten für einen Vorrat an französischem Gebäck, Limonade und Wein. Nach fast drei Wochen on tour ging somit auch diese schöne Reise zu Ende.